Im Sommer 2022 war es endlich so weit. Nachdem uns das COVID-19-Virus im Jahr 2020 einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte und die Reise auf unbestimmte Zeit verschoben werden musste, ging es für meine Familie und mich im Juli für neun Tage zum „Big Apple“.
Meine Frau Peggy und ich hatten New York City erstmalig in der Weihnachtszeit im Jahr 2007 - es war unsere Hochzeitsreise - besucht und verbachten auch den Jahreswechsel in der Stadt, die niemals schläft. Gut kann ich mich noch daran erinnern, wie überwältigt wir von allem waren. Nachdem uns ein Taxi in unser kleines Hotel - das „Metro“ (mittlerweile hat es seinen Namen gewechselt) - gebracht hatte, stiefelten wir durch die seinerzeit eiskalte Metropole und ließen uns vom weihnachtlichen New York, wie wir es aus unzähligen Filmen „kannten“, verzaubern. Sei es der gigantische Weihnachtsbaum vor dem Rockefeller Center, vor dem die Menschen dick eingepackt auf der kleinen Eisbahn Schlittschuh liefen, das wundervoll kitschig dekorierte Kaufhaus „Macy‘s“ oder der verschneite Central Park. Wie riesig New York ist, hatten wir allerdings erst bemerkt, nachdem wir die Aussichtsplattform vom Rockefeller Center („Top of the rock“) betreten hatten - und das bei strahlendem Sonnenschein! Die Aussicht ist geradezu überwältigend und jedenfalls für einen Erstbesuch zu empfehlen. Wir erliefen uns während unseres 7-tägigen Aufenthalts vor allem den Stadtteil Manhattan und konnten einfach nicht genug bekommen. Auch die teils klirrende Kälte, vor allem am Neujahrsmorgen, konnte uns nicht davon abhalten, durch die Straßen zu pilgern und die Stadt mit seinen Menschen auf uns wirken zu lassen. Am Ende unseres Aufenthalts waren wir einerseits von den vielfältigen Eindrücken erschlagen, andererseits war uns bewusst, dass das nur ein „erster Blick“ gewesen sein konnte und wir wiederkommen würden. Wie sich herausstellen wird, allerdings erst 17 Jahre später!
Mit den Eindrücken von unserer ersten Reise im Kopf ging es Ende Juli 2022 also für neun Tage wieder nach New York. Neben meiner Frau Peggy waren diesmal auch unsere erwachsenen Kinder, Anna-Lena und Florentina, mit von der Partie. Wir waren gespannt, wie sich die „Welthauptstadt“ im Sommer anfühlt und ob die seinerzeit gewonnen Eindrücke noch ihre Gültigkeit haben. Nachdem uns ein Taxi in unser Hotel gebracht hatte, welches in unmittelbarer Nähe zum Times Square seine Gäste empfing, ging es dann auch gleich los. Wir organisierten uns jeweils eine MetroCard für die U-Bahn und steuerten zunächst die „üblichen“ Spots im Stadtteil Manhattan an: Central Park, Empire State Building, Grand Central Station, Chrysler Building, Rockefeller Center, Trump Tower, One World Trade Center, St. Patrick‘s Cathedral und vieles mehr. Doch New York City hat so viel mehr zu bieten!
In dieser Stadt treffen unzählige unterschiedliche Menschen, Kulturen, Gerüche, Hoffnungen und Träume aufeinander, wie sie in der Konzentration wohl kaum anderswo zu erleben sind. In den Vierteln Little Italy und China Town hat man das Gefühl, in einer jeweils eigenen kleinen Welt zu sein - Enklaven inmitten einer Millionenstadt mit nochmals eigenen Gesichtern und ganz anderen Farben und Facetten.
Wir überquerten die berühmte Brooklyn Bridge (der Erbauer John August Roebling kommt übrigens aus meiner Wahlheimatstadt Mühlhausen), welche den East River überspannt und die Stadtteile Manhattan und Brooklyn miteinander verbindet, und schlenderten durch Brooklyn und Williamsburg, wo viele Künstler und Kreative ansässig sind.
So vergingen die Tage wie im Flug, auch dieses Mal werden wir erst, nachdem wir New York verlassen haben und einige Zeit verstrichen ist, realisieren, wo wir waren und was wir alles erlebt haben! Eine Überflutung an Reizen und Eindrücken, die erst einmal verarbeitet werden wollen. Am Vortag unserer Abreise unternahmen wir noch eine abendliche Bootstour mit der „Circle Line“, welche am Pier 83 an- und ablegt, und konnten die Skyline von Manhattan bestaunen - inklusive einem Abstecher bei der Statue of Liberty!
War unser zweiter Aufenthalt in New York City im heißen Sommer 2022 nun besser, als unser erster Trip im eiskalten Winter 2007? Nein - er war anders!
Im Sommer ist die Stadt viel lauter und aufgeregter, die Hitze staut sich zwischen den Hochhäusern in den Streets und Avenues, üble Gerüche steigen von der Subway auf, die Einkaufsläden kühlen ihre Räumlichkeiten auf ein Temperaturniveau ab, das (bei Europäern) regelmäßig zu Kälteschocks führt (das gilt im Übrigen auch für Taxis), und die Stadt scheint besonders in der warmen Jahreszeit noch mehr von Touristen heimgesucht, als es ohnehin der Fall ist. Aber: die Stadt LEBT! Die Menschen genießen die vielen Freiheiten und Vorzüge, die NYC zu bieten hat, sie picknicken im Central Park oder spielen dort Baseball oder joggen, Musiker und Künstler sind an jeder Ecke zu finden, die unzähligen Lokale, Museen, Cafe‘s und Shopping-Tempel sind hochfrequentiert. Diese Stadt schläft nie!
Im Winter präsentiert sich diese Stadt jedoch ganz anders; viel ruhiger und leiser! So dämpfen Kälte und Schnee den natürlich nach wie vor vorhandenen unglaublichen Lärm dieser Stadt deutlich ab, alles erscheint damit unaufgeregter und ich finde, man geht bewusster durch die Straßen und Viertel, ist weniger abgelenkt. Besonders in der Weihnachtszeit hat NYC einen ganz besonderen Charme, die Läden und Kaufhäuser sind oftmals prunkvoll (ja, die Grenze zum Kitsch wird oftmals auch überschritten, was aber gern auch so sein darf) ausgeschmückt und man hat schnell Bilder aus diversen Kinofilmen im Kopf. Wer zum Jahreswechsel allerdings ein Feuerwerk erwartet, wird enttäuscht. Das Böllern ist dort verboten, lediglich Handfeuerwerk wie Wunderkerzen sind erlaubt. Gleichwohl findet jedes Jahr eine große Silvesterparty am Times Square statt!
Kommen wir also noch einmal zurück nach Gotham City? Sicherlich! Dann aber wieder im Winter!